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I 01 Sehen und Spüren

Indischen Klängen lauschend. Sich fallen lassend, in einer Welt aus Orange und Rot. Muster aus Licht tanzen an der Wand. Der Duft von Chai steigt in meine Nase und erreicht das Herz. Vor der Tür schieben sich bunte Vierräder durch die Strassen. Nutzen jeden horizontalen Fleck für jede Geschwindigkeit. Die Strassen haben uns auf diese roten Hocker des Orients geführt. Liessen uns führen und entdeckten das Dazwischen. Holzplanken, die einen Platz einrahmen. Im Bild ein Basketballkorb, der den Rahmen mit Inhalt füllt und einlädt mit ihm zu spielen. Weiter, vorbei an einem Schosshund, dem bei dem Schild ‘Wachhund’ am Gartenzaun nur ein müdes Lächeln auskommt. Schwarz auf Weiss und mit Bild und Kreuz eingehüllt in durchsichtigem Kunststoff, der vor nasser Vergänglichkeit schützt. Vergänglich. Erinnerungen an Verstorbene. Mitteilen wollen. Teilhaben lassen. Die Privatheit zwischen sich liebenden Menschen wird nach draussen getragen und mit Klebestreifen an Bäumen und Hauswänden befestigt. Der Tod wird plakatiert und man nimmt teil. Der Blick schweift daran vorbei. Haftet daran. Nimmt etwas mit und lässt etwas dort. Voll mit ersten Erlebnissen nippe ich wieder an meinem Chai.

I 01 Leben und Sterben

Todesanzeigen: am Zaun, an Laternenpfosten, an Stromleitungen. Hinausgehen mit der Familie, der Familiengeschichte aus dem Privaten in die Nachbarschaft, auf die Strasse, ins Viertel, in die Stadt. Teilhaben lassen am eigenen Leben. Teilen, feiern, öffnen von Momenten des Sterbens in die Gemeinsamkeit. Auch im Winter auf der Strasse leben, auf der Strasse sterben. Die Gemeinschaft ermöglicht es.
Wir erfahren: der Winter ist etwas ganz anderes im Vergleich zum Sommer. - lange Gedankengesichter. vielleicht auch Enttäuschung. Wir werden kaum Leben im öffentlichen Raum finden. Was erwartet uns? -
Wir finden Sterben und dadurch gleichzeitig Leben. Es findet statt. Im Draussen.
Der Tag ist ein anderer. Weit weg ist der eingeteilte Stundenplan, ich versuche ihn irgendwie einzuhalten. Weshalb? Zasto? Ist es eine Art Pflichtgefühl? Es dauert nicht lang um uns klarzumachen, dass, in dieses Leben, diesen Rhythmus eingetaucht, wir bereits mit der Gesellschaft leben können, arbeiten für uns. Lassen wir das Hineinfallen-Lassen möglich werden. Ein Hineinfallen-Lassen und Aufgefangen werden.

Fremd sein tut gut, weil es nicht allein sein bedeutet hier. Die Distanz, unser eigener Lebensraum schaffen offene Augen. Mit diesen vermögen wir zu atmen.