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I 04 Die Uhren Gehen Hier Anders

Miteinander sitzen. Trinken. NIE warten. Hier wird nicht gewartet. Hier wird Zeit genutzt und genossen.
Die Floskeln ´Die Zeit bleibt stehen´ oder die ´Uhren gehen hier anders´ machen mich nachdenklich in einem Moment wo die Zeit nicht mehr spürbar ist. Eine Klarheit, die mich noch nie so ´unverschwommen´
sehen hat lassen. "We are living life slowly" läßt schnelle Menschen an Faulheit denken.
Wir pulsieren mit ihrem Rhythmus und es fühlt sich gut an.
Die Verspannungen weichen aus unseren Muskeln.

I 04 Mein Kopf Pocht

Wir haben gehört. Zugehört. Neues gehört. Die aufgenommenen Worte klingen noch in meinen Ohren. Die Zeiten des Tages sind voll mit Gesprächen. Über die Stadt, ihren Puls, ihren Herzschlag, ihre Wunden, die heilen, und solche, die Narben hinterlassen.
Meine Gedanken surren. Wie zufällig bewegen sie sich durch die Leere dieser Nachtzeit. Zeit - scheint es hier nur eine zu geben. Viertel fünf. Alle Uhren stehen gleich still. Sie sind zu herabhängenden Dekorationen geworden in vollgefüllten Gängen, vollgefüllt mit winkenden Studienbüchern, die darauf warten, mit einem weiteren Prüfungsergebnis und dazugehörigem Stempel gefüllt zu werden. Die Augen lachen, die Gesichter sind neugierig, die Herzen offen, die Räume eng. Sechs Stockwerke werden zu endlosen Treppenrhythmen, der Atem wird schwer, die Seele belohnt mit dem Blick über die Stadt. Ich kann die Berge sehen, sehen, wie sich Häuser die Hügel hinaufschmiegen.
Zurück in den Gängen die Vitrine: oben Profile, unten Pokale. Die Blumentapete erzählt stumm ihre eigene Geschichte in unseren Köpfen.
Beim Verlassen der Architekturfakultät winkt uns der Modulor mit einem Augenzwinkern nach. Wir leben in serbischer Tageszeit.