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I 03 Blaue Augen Auf BBC

Die Hitze von dem Heizstrahler an meinen Zehen steigt durch meinen Körper bis in mein Hirn und produziert dort Chaos.
Versuche die Gedanken und die Erlebnisse des heutigen Tages mit Hilfe von Wort-auf-Blatt zu ordnen.
Geführt und beschützt von unseren Lieben hier sind wir eingetaucht in eine Welt der Türklinken, Taschentücher und Unterhosen.
Einer unserer `Brüder` bildet ständig zwischen uns und den Gypsies einen Puffer einheimischer Watte.
Überdacht von Planen in schmutzigem Weiss und strahlenden Tarnfarben beginnt ein Slalom durch tauenden Schnee, der immer wieder den Kampf gegen das schützende Material gewinnt.
Verwinkelte Gässchen formen Leerräume zwischen bunten Dingen, die die Tische unter ihnen zum Ächzen bringen, versetzen mich in eine andere Zeit. Lasse mich führen und werde geführt. Werde beobachtet in meinem Tun Momente aufzunehmen, sie festzuhalten und mitzunehmen. Fragen der Beobachter werden für mich übersetzt. Werden wir auf BBC gezeigt? lauten sie und mir entkommt ein beschämtes Lächeln.
Einer dieser Leerräume führt uns wieder zurück auf befahrenen Strassen und wir verharren nach wenigen Metern vor Überresten einer Bombadierung. Wie eine geschlagene Frau leuchtet das blaue Auge in unsere Seelen und erzeugt Traurigkeit. Werden herrausgerissen aus dieser Traurigkeit von Menschen die uns nur Gutes wollen.
Wir ziehen weiter und landen in der Festung. Der Schnee bietet uns ein Feld gleichwertigen Erlebens und wir bewegen uns frei über das Grün der Zukunft. Auf der Festungsmauer überblicken wir die Stadt, wie ein stolzer Adler, der über seinem Revier kreist.
Immer wieder Erstaunen über Nichtbekanntes, Konträres und Wiedergefundenes. Ernten Interesse und öffnen auch Augen von NIS.

I 03 Keine Worte

Warum bist du so still? Die Frage zwingt mich zu erklären, was ich nicht in Worte fassen kann. Es sind Bilder, die ich sehe, fühle und so auch sprechen kann. Farben und Gesichter, ein Markt, der für sich schon ein Dorf ist. In unmittelbarer Nähe ein Haus - mehr ungezählte Teile eines Hauses, zerbombt, belassen, als Zeichen, als Erinnerung. Schienen, die in die Unendlichkeit zu führen scheinen, können den beiden Burschen von der Welt erzählen. Eine Welt, die so fern liegt, fern, bereist, erfahren, belebt zu werden von ihnen.
Eine Insel inmitten dieser Stadt voller Inseln, eine Welt, die sich so ganz anders anfühlt, als die Welt ausserhalb ihrer Mauern: die Festung. In allen ihren kleinen Bezirken zu etwas gemacht, was sie nicht war: ein Hammam, dessen Keller sich mir auftut, ich darf zwischen Säcken mit Kartoffeln und weissen Ziegeln auf Schatzsuche gehen. Ich merke, wie sich das Kind in mir freut, spielen können mit Schnee, unter türkischen Kuppeln sitzen, in verborgene Eingänge spähen. Das Cafe am Hügel des Parks trägt nicht zu Unrecht den Namen Alpinisten-Klub. Das Entdecken der Freiräume und sich-zunutze-machen ist Spielen mit der eigenen Fantasie, den Gedanken und vorgefundenen Strukturen.
Dichte der Menschen um mich herum, Geschichte der Menschen neben mir. Geschehenes vermischt sich mit einzelnen Lebensgeschichten, die mir erzählt werden. Ich bewege mich langsam, habe eine Geschwindigkeit zum Zuhören erreicht. Dass wir gegen die Stromrichtung gehen, wird mir gerade bewusst.