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I 06 Freiheit Verstehen

Schwarzweisse Muster, eingelassen in blauem Holz. Zwischen fahrenden Autos, die nur in ihrer Geschwindigkeit denken, und spazierenden Zwei- und Vierbeiner.
Inmitten dieser zwei Bewegungen - Stillstand. Sich treffen. Sich Zeit nehmen. Sich einem Spiel widmen, das die Bewegungen links und rechts vergessen lässt. Sich die Freiheit dazu einfach nehmen?

Ein Kind an der Strasse. Auch an ihm ziehen Bewegungen vorbei. Auch er bildet durch sein Dasein eine Zone des Stillstands. Doch nur Wenige wollen Teil davon werden.
Stehen bleiben. Schenken. Teilen. Helfen. Kann man hier von Freiheit reden?

Ein herrenloser Hund. Hat sich ein sonniges Plätzchen im Grün von NIS gesucht und beobachtet. Jederzeit bereit für den Sprung. Jederzeit ist alles möglich. Herrenlos. Unabhängig. Hungrig?

Bedeutet über Freiheit zu reden, über sie zu schreiben, vielleicht schon nicht mehr frei zu sein?

I 06 O5

Grenzen ertasten mit jedem Schritt. Durch ein Tor über Wege zwischen ungezählte Steinplatten. Ein schwarz weisser Hund läuft vorbei, ignoriert uns. Wir gehen weiter, geleitet von einer Stille und Ruhe, die uns den Hügel hinaufzieht. Finden Fotos in Stein, Reste von Nahrung. Der Platz der Toten ist belebt. Um die Ecke streckt sich ein Wächter in der Mittagssonne. Als er uns sieht, gibt er seinen Kollegen Bescheid. Wir fühlen uns von einem Moment auf den anderen alles andere als frei zu gehen, wohin wir wollen: umringt von allen Seiten stehen wir auf halbem Weg. Hinter jedem Stein kommen die Bewohner dieses Ortes hervor. Sie geben uns klar zu verstehen, wo unsere Grenze ist. Das ist ihr Lebensraum, ihre Freiheit. Diese Hunde leben auf dem Friedhof.
Zurück auf neutraleren Wegen, tun sich Gegensätze auf, die als solche in dieser Stadt nicht mehr erkennbar sind. Immer wieder staune ich über die Freiheit des Todes hier und seine Lebendigkeit inmitten des Alltags. Sein Platz ist ein Treffpunkt für Leben, für Kommunikation.
Freiheit der Strasse: das Gehen auf der Strasse wird selbstverständlich, die Gehsteige sind Parkflächen. Der eigene Bewegungsraum wird ungleich grösser.
Freiheit des Parks: der braune Hund nutzt Blätter und Wiese als Ruheplatz, der alte Mann trägt schwer an seinem Stoffsack. Er ist vollgefüllt mit Brennholz, das der Park zur Verfügung stellt. Der Raum, der sich anbietet, wird genutzt, das Verhalten ist selbstverständlich.
Auch ich bewege mich frei hier, ohne es zu merken, lasse ich mich von Geräuschen und Geschwindigkeiten, von meinen Gedanken leiten. Ich spüre eine Richtung, die unsere Arbeit immer stärker lenkt, spüre die Freiheit, uns darauf eingelassen zu haben.