I NIŠ

I ::: stories I 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

I ::: sounds

I ::: images

I ::: interventions

 

I 02 Offiziell Wach

Der Tag besteht aus einem einzigen Aufwachen. Aus dem Schlaf, aus Träumen, aus der Stadt, die völlig ihre Erscheinung ändern kann, aus Stunden, die zu Momenten werden, aus Minuten, die sich wie Tage anfühlen.
Go West: Palacinke in der Tramwaj, eingebettet in Konsum. Das Zentrum fügt sich langsam zu einem Raum, der sich horizontal wie vertikal ausbreitet, jede noch so kleine Nische vollgefüllt mit der Möglichkeit zum Verkauf. Istanbul liegt näher als ich denke. Zwei Drittel der Ware hier, erfahren wir, kommt eingekauft aus der Türkei. Langsam wird mir der Sinn des Wortes BALKAN klar.
Vorsicht, Scheu und Neugier für und vor der Exekutive zeigt sich beim Filmen des Polizisten, dem unser offizieller Antragschein des Aufenthaltes genauso fremd ist wie uns. Nach einer Stunde voll mit ratlosen Gesichtern, unentzifferbaren Texten, Amtswegen, die ihr unsichtbar gespanntes Netz vor uns verborgen halten, sind wir offiziell in Nis. Bestätigt mit Stempel, bezahlt mit Dinar.
Go West im Stadtraum meint etwas völlig anderes, so scheint es. Das rote Kreuz - ein Konzentrationslager. Schritte im Schnee, Knirschen. Der Blick schweift über Gebäude, bleibt hängen an vertrauten Worten. Essraum. Lagerküche. Wache. Die Muttersprache versetzt plötzlich soweit weg Stiche. Bekannte Zeichen, die in ihrem Unerwartet-Sein so sehr überraschen, dass sie dadurch nicht mehr greifbar sind. Die kleine Figur in der Mitte des Innenhofes wirkt verloren und spricht von Leben. Ein Schneemann, gebaut von Kinderhänden, deren Gedanken in einer Gegenwart leben, die das Spielen im roten Kreuz wieder zulässt.

I 02 Ich Verstehe

Peace Orchestra in meinen Ohren und Zwetschgenknödeln -noch nicht- in meinem Magen. Der Geruch der Vorbereitungen kriecht unter dem Türschlitz bis zu meinem Platz hinter dem LAPtop. TI SI LEP = du bist hübsch.
Nach einem Tag des sich Näherkommens. Näher den Menschen. Näher der Stadt, die erfüllt wird mit Energien. Eine Kraft, die an allen Ecken aufgebracht wird, um zu verändern, zu verbessern, zu agieren.
Geschichten werden erzählt, um nicht zu vergessen. Augen, in denen ich eine Schwere und Vielschichtigkeit finde. Erlebtes wird lesbar und ich fühle mich eindimensional.
Wenn ich sage `ich verstehe´, beginnt mein Glauben an mich selbst zu schwinden.