I NIŠ

I ::: stories I 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10

I ::: sounds

I ::: images

I ::: interventions

 

I 07 Dobrodosli

Willkommen in Nis, der Stadt der Jahrhunderte. Die Türen stehen Ihnen weit offen. Sie sind Freunde - wir sind Freunde. Wir wollen Ihnen unsere Geschichte vermitteln, kommen Sie und lassen Sie sich von uns begleiten.
Zu Beginn unserer Tour werden wir Sie in die vergleichsweise jüngere Geschichte führen - den Schädelturm. Er wurde als Mahnmal von den Türken im 19. Jahrhundert erbaut, nachdem sie in einer Schlacht gegen die Serben schwere Verluste erlitten hatten. Er misst vier Meter Höhe und beherbergte einst auf 14 horizontalen Reihen 952 Schädel von enthaupteten Serben. Mit dem heutigen Tag sind noch 58 übrig. Vor einigen Jahren wurde um den Turm eine Glaskonstruktion errichtet, da britische Touristen versucht hatten, Schädel zu entwenden. Zur Zeit ist sie allerdings nicht vor Ort, da Gerüchte umgehen, sie müsste erneuert oder repariert werden.
Folgen Sie uns weiter zum Museum Mediana, einer römischen Ausgrabung. Bis zum jetzigen Zeitpunkt sind etwa fünf Prozent der ursprünglichen Struktur ausgegraben und dokumentiert, Teile wie das aussenliegende Mosaik sollen einen Eindruck vermitteln, wie prachtvoll die Ausstattung dieser Anlage einst gewesen ist. Viele Mosaikböden werden nach dem Sommer wieder von einer Sandschicht bedeckt, um von der Witterung nicht in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Im nordwestlichen Teil der Thermen der Villa Suburbana liegt das wundervolle Mosaik des Kopfes der Medusa, nun allerdings von Sand bedeckt, da die Errichtung einer Schutzkonstruktion zu teuer ist.
Unser nächster Programmpunkt ist Niska Banja. Ein Thermenkurort für Herz- und Orthopädieprobleme, mit dem berühmten Hotel Radon: einst gebaut für Tito und seine Herzprobleme, heute jedermann und -frau zugänglich. Und bevor wir weiter durch den Ort spazieren, lassen Sie uns noch einen Kaffee oder Tee zu uns nehmen. Durch den Frisiersalon der Halle entlang an das Fenster, wo Sie einen schönen Blick auf den Park und die umliegenden Hügel haben. Kommen Sie im Frühling oder Sommer, da werden Sie mehr Farbtupfer sehen, als allein die orangen Müllkübel.
Bevor wir die Reise zurück nach Nis antreten, wollen Sie vielleicht noch die orthodoxe Kirche von Niska Banja besuchen? Hier können Sie Kerzen kaufen - das müssen Sie jedoch für sich tun, denn von anderen Gekaufte bringen Unglück. Wenn Sie die Kerzen anzünden: die obere Reihe ist für die noch Lebenden, die untere für die bereits Verstorbenen. Sie können auch auf den verschiedenen Heiligenbildern spenden mit Münzen. Die heilige Petka, eine Beschützerin der Frauen und Kinder, wird Sie sicher und heil zum Mittagstisch (und nicht nur dazu) geleiten.

I 07 Die Weisse Fläche

Früh auf. Treffen mit Menschen, die Schlüsseln zur Geschichte des Landes in Händen halten, wurden für uns arrangiert.
Die Direktorin der Schule unserer gleichaltrigen Lieben und Freundin unserer etwas älteren Lieben erreicht mit dem Hörer
an ihren Ohren diese Menschen und alles scheint wieder einmal möglich.
Wir erreichen das Schloss. Der Schlüssel sperrt und eröffnet wird uns ein Raum voll touristischer Privatheit.
Wir treffen weder Amerikaner noch Holländer. Der Mann spricht nur zu uns und wir bekommen die Informationen von, teils
über den Inhalt selbst erstaunten, Einheimischen. Wir tauchen gemeinsam in eine gewesene Zeit ein, die immer noch aus unseren Augen strahlt.
Dieses Strahlen bedeutet - Identität, Traurigkeit, Erinnerung, Persönliches und Freude über Neues.So manches Mosaik scheint sich zusammen zu fügen.
Ich beobachte den Menschen, aus dem Wissen sprudelt. "Parlez-vous francais?" hören wir kurz nach einem Händedruck zur frühen Stunde, und durch meinen Kopf wandert
die Frage, wie oft diese Daten und Fakten schon seinen Körper verlassen haben.
Ich sauge die Dinge auf und sehe, dass unsere Begleiter dieser Tage in NIS nachdenklich werden. Aber es scheint ein anderes Nachdenken zu sein.
Spüre mit Abstand und als Gast. Trotz meiner rationalen Kämpfe wird mir bewusst, wie ich mitlebe und mitreflektiere - über eine Geschichte von Menschen, die in mein Leben getreten sind.
Die Gespräche mit ihnen und die Fakten und Bilder fügen sich zusammen und formen ein Ganzes. Ein Ganzes, das immer greifbarer wird und die weisse Fläche Serbien erstrahlt in den buntesten Farben.