I day 3

I Siemensbrunnen

Noch vor der Zeitung, ein Blick nach draußen. Die News vor dem Fenster, die Neuigkeiten des Tages auf der Titelseite „Hauptplatz“. Einzelne Streuner, Menschengrüppchen die sich um schwarze und weisse Pflastersteine scharren, geschäftige Anbieter, die sich vorbereiten auf das Verhandeln, Fahnen, die gehisst werden von Banken für Sportler. Bunt und vielfältig ist es zwischen frisch gepflanztem Frühlingsgrün und bewegt durch Menschen auf Bahnen und Zügen auf Schienen. Schon über dem Wasser der Stadt bietet sich dem Annähernden ein Tor und dahinter öffnet sich vielfältiger Raum der sich weiter windet, gesäumt von Angeboten an Produkten und an Blicken, und ein Sog lässt dich vorüber ziehen an den Seitenstrassen. Doch dann löst sich die Dichte auf, man erwacht, entdeckt die Höhen und Weiten der Räume, wird aufmerksam auf Zwischenräume – noch ein letzter Blick zurück. Nun scheint der Strassenraum abzufallen und in dem, vor Ort scheints vielfältig und dichten Platz zu münden, einzulaufen, anzustehen, anzudocken. CUT. Der alte Markt. Abseits dieser Ströme. Ein Ruhepol oder ein Potenzial im Dornröschenschlaf. Etwas lauert dort. Umkreisen ein Holzkonstrukt mit Satteldach. Erhoffen uns Einblicke und versuchen uns diese zu verschaffen. Wir werden aufgeklärt: „Fontana“, so heißt es. Ein Brunnen, von Siemens gesponsert. Eingewobene Steine in sanften Rot spinnen Linien, bilden Strukturen, erzählen von Gewesenen und bieten Möglichkeiten an für Spekulationen im Jetzt. Parkplatzmarkierungen, zugeteilte Stellplätze für Marktbuden, Rätsel, Schatzkarten, Wasseradern oder wie wir erfahren haben Grundrisse einer Synagoge. Ein Experimentierfeld wartet hier. Dieses Feld wird gerade bereitet. (www.transpublic.at). Wir ziehen weiter auf der Suche nach Nokiabüsten und Voestobelisken.

 

I Die Sicht der Dinge

Samstäglicher Trubel verschlägt uns unter anderem auf die Spuren des Schlosses. Unsere weiteren Wege führen uns in die Höhen. Folgen dem anwachsenden Grad der Steilheit und kreuzen die Wege von Wassersuchern. Hören und staunen – ein verwässerter Blick auf die Ruinenreste des Schlosses, eine mögliche Kreuzungsader von Wasserlinien und die Erklärung des Schlossgrundrisses gemäß der unterirdischen Wasserläufe lassen uns aufbrechend nach höheren Ebenen streben. Erklimmen und werden belohnt: Wiesenflächen, Kirschblüten und die freie Sicht auf die breiten Wasser der Donau. Vereinzelt Steinstelen, als unfolgsame Skulpturen in ein Zusammenspiel von Proportion und Licht gebracht, Keplersche Pavillions und immer wieder sich nicht trennen könnende Münder jeden Alters. Immer wieder Lautfetzen vom Donauufer: Sportveranstaltung, gepaart mit Anfeuerungen und Zieleinläufen. Vorbereitung für den Linzmarathon morgen? Auf jeden Fall Vorbereitung für großes Menschenaufkommen.

Verfolgen unsere heutigen Wege ins Tal, um mit einer Rarität aus längst vergangenen Zeiten den Pöstlingberg zu erklimmen. Mit Hilfe von Adhäsion meistern wir die über 10% Steigung, um dann Linz fassbar von oben ausgebreitet zu sehen. Urfahr. Donau. Winterhafen. Dicker Flecken Voest. Frachtenbahnhof. Nibelungen auf der Brücke. Bahnhof. Schlossberg. Finden Wiesenstücke, auf denen wir vorhin, den Blick umgekehrt, den Pöstlingberg zunächst mit den Augen besucht haben. Suchen die Stadtsilhouette – versuchen, das Mosaik der Stadt mit einem weiteren Steinchen von oben zu ergänzen. Sehen dicke Brocken in flächigen Feldern. Sehen Wasser, das sich wie Finger in die Stadt einwebt. Verfolgen die Ausbreitung in die nächstgelegenen Ebenen. Versuchen, Linz als erkennbare Struktur festzumachen.

Einen Schritt mit Bedacht vor den anderen gesetzt, folgen wir dem Kreuzweg zurück in die Stadt. Verlassen Wind und Kühle auf dem Hügel und tauchen ein in den ersten milden Abend dieses Jahres. Haben unsere Sicht auf Linz auf höheren Ebenen erweitert.