I day 4

I Stadt, Land, Fluss

Sonntags, halb zwei in Linz: Menschen unterschiedlichen Alters zieht es ans Wasser, sie belegen die Flecken Grün entlang der Donau. Finden Schatten unter Skulpturen, halten Händchen auf den Parkbänken. In Gruppen oder alleine, auf den Steinen am Fluss oder erhöht auf Schiffsdecks – die Nähe vom und zum Wasser und die Möglichkeiten dadurch sind in dieser Stadt aufs höchste präsent. Auf eine selbstverständliche Art und Weise wird hier der Freiraum mit oder ohne Grün benutzt, belegt, bespielt und verwendet. Immer wieder stolpert man heute auch über Reste des gelaufenen Marathons, trifft auf Erschöpfungen unterschiedlichen Grades, begegnet Pokalen divergierender Ausführungen. Der Event schwappt aus dem Epizentrum Hauptplatz über die Hauptstrassen und Nebenflächen, wabert in Spurenhaufen und Menschengruppen durch die Stadt.

Mitten aus dem Freizeitgrün mit Sportsprenkeln hinein in ein vorstädtisches, gelassen ruhiges Urfahr. Beinahe zu ruhig – konzentriert man sich nur auf die Hauptstrassen. Taucht man jedoch in Zwischenwege, Innenhöfe, Randplätze ein, begegnet man entspannten Nachbarschaften, genießenden Freundschaften, interessanten „Ortschaften“: das Damenkonfektionsgeschäft, das internationalen Ketten und Billiganbietern bis jetzt standgehalten hat und in welchem man bis heute noch mit Schilling zahlen kann; die schmalen, den Kerzenformen entsprechenden, Schaufenster eines Kerzengeschäftes, denen die Kundschaft schon jahrelang die Treue hält (oder den Betreibern?); die Hecken, die in Villenstrassen Restflächen umzäunen – auf welchen bloß Raum genug zum Luftholen bleibt. Der Stadtteil Urfahr als eigenbrödlerisches Ganzes, auf den nicht nur die Johannes Nepomuk-Statue ihren Blick richtet. Wenn Linz schön sein soll, braucht es dazu vielleicht Urfahr?

 

I Wir sind uns so ähnlich und doch so fremd

Sonntäglich starten wir mit Frühstück im Lentos. Mit Herbert Lachmayer freuen wir uns an der Leichtigkeit des Tages, an der Analyse des Jetzt, an der Bodenständigkeit und dem gleichzeitig Visionärem, an dem Individuum und an dem Geschmacksinn, ausgebildet oder nicht, an dem Künstler und dem Denker. Er nimmt Raum ein und weiß ihn zu nutzen. Kaum Platz für einen Interviewpartner und den Rücken gestärkt von seinen Verbündeten. Kindliche Freude lacht aus seinen Augen. Schmunzelnd verlassen wir den klimatisierten Kulturraum und stürzen uns in die Hitze des Tages. Am Wasser. Entdecken das „thermo couple“, eine Spannung zwischen unterschiedlichen Wesen. Umringt wird diese Entdeckung von vielerlei Menschen die es ihm gleichtun. Paare, Sonne, Wiese, Wasser. Ist Linz schön? An dieser Stelle wird es bei diesem Wetter und diesem Wochentag einstimmige Bejahungen regnen. Wir ziehen weiter, vorbei an dem kleinsten Stadtgarten, wir sagen mal kühn, Europas. Überqueren auf geordnetem Stahl das breite Nass. Unter uns spekulierte Höhe, schräg über Aughöhe ein Zeichen der Erinnerung an den Alpenjäger Alois, Sohn und Bruder. Unter unseren Füssen, Uhrfahr. Das L an den Autos erweitert sich zu einem U, gleich Doppel U, gleich Doppel 0? Auch die wahre Identität von Doppel 0 – Agenten bleibt den meisten verborgen. Doch bevor wir uns den Doppel U´s widmen, wollen wir mit den Einzel U´s beginnen. Erkundigen uns nach dem U, denn ohne U kein UU, so nehmen wir an. Wir stossen allerdings nur auf Menschen ohne Auto oder mit einem W an vorderster Stelle. Letztgenannter Vertreter unserer Bundeshauptstadt verbringt seinen „…Urlaub…“ in dem „Schnitzlplatz´l“ frittierend und frohen Mutes. Angelockt wurden wir durch den Hit der Woche: Wienerschnitzel (vom Schwein) + Pommes + 0,3l Pepsi PLUS Gartenkralle- oder schaufel um 5,85€. Eine Okkasion. Dort lernen wir auch dass Qualität kein Zufall ist und ziehen mit unserer Gartenkralle weiter. Im Untergrund begegnen wir einer Stimme, die uns verführen will. Lassen uns bezaubern von französischem „Accent“. „Benutzen sie die Pfeile 2 und 4 um ihr Gesicht zu gestalten“. 2min. und 40sek. später wurden 2x16 „Funfotos“, mit „gestalteten“ Gesichter, aus dem Automaten gespuckt, Produkte unseres Gespräches mit dem französischen Fräulein. Wieder aufgetaucht aus dem Untergrund finden wir ein Boot. Angeschwemmt? Die tektonische Vergangenheit dieses Landes überdauert? Kunstprojekt? Zwischendock? Wir sind uns so ähnlich und doch so fremd ist darauf zu lesen. Betreten die Grenzlinie und überbrücken den Raum.