I GRAZ

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I 01 Heiter Und Langsam

Der Tag beginnt mit einer heiteren Langsamkeit. Die Stadt liegt lahm – der Strom ist verschwunden. Eine halbe Stunde hört sich Graz völlig anders an. Ich freue mich – über die Menschen, die sich wie verloren bewegen, ausgesetzt einer Eigenverantwortung sich und der Stadt gegenüber. Ich freue mich über die veränderte Geschwindigkeit der Stadt, die sich in jeder Ritze, jeder Nische ausbreitet und für einen Moment einnistet.

Wir gehen mit gutem Beispiel voran: besetzen als Pioniere die sonnige Wand, lassen die Menschen vorüberziehen an uns, antworten lächelnd auf ihre Blicke und scheuen, zögerlichen Fragen. Zeigen der Stadt ihre Qualität.

Ich werde heute ständig überrascht von der Vielfalt, die ich in meiner Stadt sehe, die Stadt, an die ich mich schon so sehr gewöhnt habe und sie sich an mich. Ich höre eine Frau sagen: Jeder ruft „hurra“ beim Feuerwerk, aber niemand freut sich über den Sonnenaufgang. Ich erlebe, wie Menschen miteinander reden. Wie sie auf einander zugehen, Freude über ein gemeinsames Gespräch in ihren Augen sichtbar ist. Ich rede, erzähle über Städte, teile und teile mit. Ich werde mir bewusst, wie unterschiedlich der Tag in Graz ist, wie verschiedenartig die Momente und Stunden mit mir agieren.

Die Geschwindigkeit von Nis begleitet uns durch unser Erleben von Graz. Sie erlaubt ein genaueres Hinhören und Hinsehen, ohne zu spät zu sein. Auch unsere Stadt begrüsst diese Langsamkeit, zerstört sie nicht, lässt sie sein.

Vielleicht braucht es ein Gedächtnistraining für die Menschen in ihrer Stadt, das sie mit ihr verknüpft und sie benutzen lässt, in ihrer Gegenwart.

I 01 Auf Der Bühne

Eine Sonne wirft ihr Licht auf diese Stadt, wie ein Theaterspot auf eine Bühne. Nehmen Platz auf dieser Bühne und merken nach wenigen Minuten wie die Geschwindigkeit der vorbei ziehenden Menschen entschleunigt wird, auf den Metern in denen sich unsere Blicke treffen. Ernten Lächeln. Sehen Menschen. Werden auch von ihnen gesehen.

Noch im Gedanken an einen Stromausfall, der uns 2 Stunden davor wie ein Geschenk in die Arme fiel. Kein Grün. Kein Rot, war zu sehen auf einer Unzahl von Ampeln. Irritiert und von einer auf die andere Minute sensibilisiert für jeden Schritt bewegen sich Menschen durch einen Raum, der ohne Strom ungeordnet wirkt. Die Stadt klingt neugeboren. Losgelöst von sämtlichem Klicken, Surren und Brummen, das an einem stromdurchflossenen Tag aufmerksam machen soll: Gehen! Stehen!

Die elektronisch gesteuerten Türen von Boutiquen, Buchhandlungen und Schuhgeschäften stehen weit offen, oder versperren den Menschen im Inneren. Treffen Menschen, die sich mit uns freuen und schon Pläne schmieden die Stadt neu zu nutzen. Inmitten meines Schwebegefühls sehe ich aus den Augenwinkeln ein Licht, das gespeist von einem Saft wieder zum Leben erweckt. Ein Ausflug in eine andere Welt findet mit diesem Licht ein Ende.

Weiter auf unserem Weg.

Getroffen. Menschen. Gefunden. Gespräche. Mit Kellnern, Vorbeiziehenden, Bekannten, Menschenzählenden. Die Sprache, meine Sprache macht Dinge möglich, die vergraben lagen. Und mein neuer Blick sieht auch andere in einem gemeinsamen Moment, in einem Leben in den Strassen. Ein junger Mann mit einem Kind kniet sich zu einem Bettler. Neugierig betrachtet es ein Lächeln und strahlende Augen und ein Euro wird wertlos.