I GRAZ

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I 03 Bilder Einer Ausstellung

Ein Treffen in der Mitte. Zwischen zwei Menschen in einer gemeinsamen Stadt. Jeder bewegt sich in seinem Tempo. Altbegangene Wege werden zu neuerforschbaren Experimentierfeldern unserer Arbeit. Meine Bewegung wird schon nach wenigen Metern eingefangen und wiedergespiegelt und ich werde aufmerksam auf ein Bild meiner Strassen, das mir bis jetzt verborgen blieb. Aus dem Blick von Menschen, die ihre Hände fest um ein Lenkrad geklammert halten dient das Spiegelbild der Koordination, der Kontrolle im Strassenraum, doch für mich werden neue Bilder gemalt. Einrahmt in Rot und Weiss blicken Gebäude, Baumwipfel und sich ständig verändernde Blautöne stolz auf mich herab. Details des Gegenübers werden aufgezeigt und abgebildet. Nur ein Blick über Aughöhe und man erhält sein Geschenk. Bilder einer Ausstellung, denke ich und genieße was vielen Aughöhen verwehrt bleibt. Wechsel in der Höhe und sehe ausgeleerte Körper, die mir entgegengähnen und Mikrowellen, die mich davon überzeugen wollen das ihr Dasein an diesem Ort Berechtigung hat. Pendel mich zwischen diesen Höhe ein und finde Überbleibsel von einem Verwehrem, einer Verbindung zwischen zwei Menschen. Kurz darauf versteinerte Traurigkeit und ich versuche hinzuhören, auf Geschichten einer langen Zeit. Die Langsamkeit entdecken und mit ihr in der Mitte ankommen.

I 03 Entschuldigen Sie

Wieviel Kontrolle gibt es? Wieviel Kontrolle ist nötig? Wieviel Kontrolle machen wir selbst? Wieviel Kontrolle wird einfach akzeptiert? Wieviel Kontrolle ist zuviel?

Auf meinem Weg von meiner Haustüre, durch drei Stadtviertel kann ich nicht umhin, kontrollierte Flächen, Räume überall zu sehen. So stark prägen sich die Hin- und Verweisschilder ein, dass es keinen Platz zu geben scheint, der nicht in irgendeiner Form beschrieben, eingegrenzt, zunutze gemacht und mit einer Funktion klar ausgewiesen ist. Die Menschen, die ich sehe, scheinen mit dieser Kontrolle zu leben, ja, sie in gewisser Weise zu unterstützen, sich damit abgefunden zu haben. Dieses Bild spiegelt sich in den unzähligen fein säuberlichen Gartenzäunen, Tujenhecken, Parkverbotsschildern, und gesicherten, abgegrenzten Heimaten ab. Ich sehe zwei Kinder, die am einem klar beschilderten Parkplatz mit einem ferngesteuerten Auto spielen. Scheu sind ihre Blicke, als ich stehenbleibe und sie fotografiere. Ihre Augen scheinen zu fragen, ob sie sich korrekt verhalten, oder wo sind, wo sie nicht zu sein haben. Ich gehe weiter, gehe an Wiesen vorbei, die eindeutige Hundewiesen sind, an die eindeutige Spielflächen angrenzen. Eindeutig ist auch der Weg, auf dem ich mich bewege, als Rad- und Fussweg konnotiert. Ich beginne mich zu fragen, ob es solcher kontrollierter Räume bedarf, um ein Neben- und Miteinander zu leben, in dem die Grenzen des einen nicht erst an die des anderen stossen müssen, um als solche wahrgenommen zu werden. Wie bewegen sich Menschen in solchem kontrollierten Raum, wie sehr kann diese Kontrolle aufgehoben werden? Ein Fussballtor sieht mich fragend an: auf die Strasse, den Weg gerichtet, den Rücken dem umzäunten Spielplatz zugewandt, steht es vor einer Maschendraht-Barriere, die ihm das Benutzt-Werden verwehrt.

Strassen, Viertel, Räume später kann ich einen Menschen nicht verstehen: er ergreift die Freiheit von zwei Kindern, nimmt ihren Ball, verschliesst ihn unter seinem Alter, seiner Grösse, seinem Erwachsen-Sein. Er nimmt ihnen ihre Freiheit, zu spielen, zu nutzen, zu leben, zu freuen. Was bleibt, sind offene Münder, offene Fragen. Die Augen suchen ratlos nach Unterstützung, nach Rechtfertigung für unverständliche Mutwilligkeit, nach Antworten. Meine Gedanken kreisen immer wieder um die Frage: Was ist die Freiheit?