I GRAZ

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I 09 Filme Der Nacht

Überzogen sind die Strassen dieser Nacht. Ein Spiegelfilm hat sich über Pflastersteine und Asphalt gelegt und bildet ab. Gelöscht scheinen die Bilder, die noch vor Tagen in der Ausstellung zu bewundern waren, von dem Schwarz der Nacht verschlungen. Abgelöst durch einen Film der Geschichten, die von blinkendem Grün und davoneilendem Rücklichtrot erzählen. Lausche diesen Geschichte und erkenne die Stadt meines Nachmittages nicht wieder. Ein Fremder sucht sich Ankerpunkte in diesem Schwarz und hantelt sich von beleuchtetem Stuck zu erleuchteten Heiligenbildern.

Zusammengesetzte Fragmente bilden meinen Weg und ich versuche die Gesamtheit der Bilder in meinem Kopf auszuklammern. Fragmente sind es dann, die nur Einzelnes in Szene setzen. Highlights. Beleuchtetes. Hervorgehobenes. Schreiendes. Bezahltes.
Das Nichterhellte wirkt wie in eine Ecke gestellt, bestraft. Nicht teilhaben lassen an der Stadt der Nacht. Selbst die Enten, auf ihrem Spaziergang durch die Stadt, werden nur kurz und eigentlich zufällig von vorbeifahrendem Licht gestreift und scheinen in diesem Moment ihren Brustkorb stolz anschwellen zu lassen. Die Stadt hat sich als ganzes invertiert. Der blaue Himmel wird ersetzt durch kaum wahrgenommene Elemente des Tages, die am Abend ihren Auftritt haben. Es erleuchtet ein Körper und mit ihm andere und bald machen sie gemeinsam ganze Stadträume sichtbar. Kämpfen gegen das Schwarz an das auch sie zu verschlingen droht. Gewinnen im Zentrum. Verlieren im Draussen.

Doch mit ihnen kämpft in dieser Nacht der Spiegelfilm und verdoppelt ihre Kraft.

I 09 Leerlauf

Laufe in Gedanken durch die Strassen. Laufe durch die Stunden des letzten Abends, der letzten Nacht. Versuche Spuren zu finden, von der Identät dieser Stadt, vom Charakter. Spinne meinen Weg durch Geräusche, Gesichter, Nutzen und Benutzen. Gehe zu Fuss und mein Kopf geht seinen eigenen Weg. Es wird immer schwerer, in dem Moment zu sein, dieser Sekunde, diesem Ort. Zwinge meinen Blick auf das Gesehene der Gegenwart, filtere und dokumentiere. Beobachte meine Unruhe, im letzten Tag noch Nicht-Gesehenem nachzujagen, es aufnehmen zu wollen, es einfangen zu wollen.
Meine Augen schweifen in den Himmel. Leere fällt auf mich herab, durchkreuzt von wenigen Flugzeugen. Nasse Leere füllt die Strassen. Schiebt Menschen in ihre, andere Räume. Schutzzonen werden erfunden, Improvisation entsteht durch Notwenidigkeit. Unfertiges findet seinen Platz in der Stadt. Temporär wird zu Okkupation. Ich sehe immer mehr den Faktor Wetter im Charakter der Stadt, beeinflusst ist sie durch Unbeeinflussbares.
Schade, dass sie sich für sich selbst nicht darüber hinwegsetzt. Nur Kinder trotzen der Nässe und spielen laut. Habe in diesen Tagen meine Stadt für mich bespielen können. Habe in ihr Spuren hinterlassen, und sie in mir. Wünsche mir, dass die Stadt auch lauter ist und spielt.