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I 04 Schön Dass Ihr Wieder Da Seid

Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.

Euch menschen, die ihr euch eure Stadt zunutze macht, sie benutzt und belebt, die ihr beschnitten und verletzt seid, wenn man euch Zäune und Ketten vor die Nase stellt, euch hindert, die Stadt als euren Raum zu leben. Schön, dass ihr aufzeigt und sagt. Dass ihr redet und erklärt. Dass euch eure Stadt am Herzen liegt, und ihr sie nicht sterben sehen wollt, einen langsamen, stillen, angepassten Tod erleiden sehen wollt.

Wir wollten die Stadt hören, sie aufnehmen, wie sie klingt. Sind über den Hauptplatz gestolpert, weil es grosse Steine gab, die uns zum Stolpern brachten. Wir haben uns nicht gestossen, sondern sind taumelnd in offenen Augen und Gesprächen gelandet. Seit langem sind auf diesem Ort wieder Steine gelegen, die zu gross sind, um übersehen zu werden, auf diesem so glatten, geschlossenen Ort; sie haben ihn in viele Richtungen geöffnet, haben ihn gesprächig gemacht für zwei kurze Stunden, haben nicht ausgegrenzt, sondern eingeladen. Sie sind stillgelegen und doch gerollt, waren in Tonfiguren zersplittert, in bunte Menschen, in unterschiedliches Alter. Sie waren schön anzusehen, waren mitzunehmen, waren be-spielbar. Wir haben Menschen kennengelernt, Steine mitgenommen in unseren Taschen. Diese Steine sind nicht schwer, sie bewegen sich, und erinnern uns, dass auch die Stadt beweglich ist; die Stadt ein Ort der Bewegung, der Durchmischung, des Nicht-Vergessens ist.

So wie sich unsere Steine in unseren Köpfen, unseren Taschen mischen und nicht vergessen sind. Schön, dass ihr wieder da seid.

I 04 Ausgezäunt

Erwarte ein trauriges Bild. Ein Umzäuntes. Ein eingerahmtes und klar ausgewiesenes „Eigentum der Stadt“. Doch nicht mehr ein Eigentum der Menschen dieser Stadt, denn sie wurden „ausgezäunt“, mit Pflänzchen die von grüner Harmonie singen sollen, doch alles rund um einen aufpolierten und taubenbeschissenen Staatsmann scheint zu schreien. Dieses Bild wurde mit neuen Farben bemalt. Sehen Menschen auf einem todgeglaubten Ort, die agieren. Es strahlt Leben und unser vorgefasster Blick freut sich darüber was anderes sehen zu dürfen. Tauchen ein in diese Welt. Erfahren von Barrieren, Frustrationen, Unverständnis. Doch dazwischen: Lachen, Flugzettel, die mit überzeugter Leichtigkeit ausgegeben werden, Keramiken, die sich stolz in der Sonne suhlen, Menschen, die sich Geschichten erzählen und miteinander Zeit verbringen. Wir hören „von 12 bis 14 dürfen wir diese Ketten übertreten“ und mein Atem steht still. Zwei Stunden „Freiheit“. Die Zeit läuft und die Suche nach der Zeit auf dem Rathaus lässt mich in ein Kameraobjektiv blicken. Ein junger Mann zeigt mir 3 weitere Kameras, die mein naives Auge bis dato nicht wahrgenommen haben. Bin umzingelt. Beobachtet. Kontrolliert. Stehe vor dem Zaun.

Das neue Sicherheitsgesetz §2 Anstandsverletzung klingt in meinen Ohren „Den öffentlichen Anstand verletzt...., insbesondere wer 3.öffentliche Einrichtungen, wie insbesondere Denkmäler und Brunnen in anstößiger Weise nutz.“ und spinne Aktionen und diverse Nutzungen in meinem Hirn. Meine Fantasien gehen weit und ich muss lächeln wie ich wieder zurückfinde in den Moment und Menschen sehe, die sich einfach nur freuen an diesem Ort Zeit zu verbringen. Anstössig ist die Vorstellung einer Obrigkeit Menschen in einer Öffentlichkeit nicht öffentlich sein zu lassen. Sitzend. Liegend. Stehend. Trinkend. Einfach sein, mit allem was in einem gemeinsamen Raum möglich sein sollte.