I GRAZ

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I 10 Rahmen

Verlasse die Fussgängergeschwindigkeit. Verlasse die Tage. Verlasse die Strassen. Verlasse den suchenden Blick auf die Stadt.
Mit einem Koffer voller Bilder, Stimmen, Qualitäten. Neue Fragen werfen sich auf: nicht mehr suchen werden wir, sondern anbieten. Werden Reaktionen darauf finden. Wollen einwirken, verändern, Zeichen hinterlassen, Spuren.
Trennen klar die Schritte. Halten uns in Rahmen. Sehen die Stadt im Rahmen, im Spiegel, hinter uns. Sehen sie, sehen die Menschen, die im Feiertag ihre Räume rahmen werden, mit Palmzweigen, Buxbäumen. Auch für sie gehen die Schritte in der Stadt weiter. Auch Graz tritt nicht auf der Stelle, folgt seinem eigenen Rahmen. Für uns ist der Rahmen weiter geworden, hat Platz gelassen und Platz geschaffen für Unentdecktes, Leises, Lückenhaftes. Hat uns nur das Material geschenkt, um den neuen Rahmen zu formen, ihn offen zu lassen.
Sie, Graz, hat uns erschöpft, wir haben sie ausgeschöpft. Es ist gut, einen Schritt weg zu gehen, weiter zu gehen. Sie wird mit uns gehen, uns wieder begrüssen, uns verabschieden, gehen lassen.
Die Distanz tut wieder gut. Sie ist nötig, notwendig nach Tagen voller Untertauchens, unter-Stadt-Atmens, Durchschwimmens. Luft holen im Fortgehen. Raum lassen im Umdrehen. Doch auch im Rücken sind Augen, die die Stadt nicht abschliessen, sondern mittragen, einbetten, begleiten. Nur zwinkern sie öfter, uns selbst und Graz zu.

I 10 Ohne Kamera

Nehme Abschied von einer Stadt, die für 11 Tagen zu meinem Arbeitsraum mutiert ist. Die Lebensräume dazwischen und der Alltag des Momentes haben immer wieder versucht dagegen anzukämpfen von diesem Raum verdrängt zu werden. Ein unvoreingenommenes Wahrnehmenwollen - müssen - sollen wurde behindert. Trotzdem. Den geschärften Blick nach Nis nicht verlernen wollen. Finden und dokumentieren - immer und immer wieder. Jeden Morgen waren meine Gedanken schon vor mir auf den Strassen. Bin ihnen nach gehetzt mit dem Finger am Auslöser. Einfangen. Festhalten. Nichts davon kommen lassen. Jagen. Das Neue, das Fremde und die Erinnerungen, das Erlebte. Ein Vermischen, Durchmischen, Aufmischen ist passiert und trübt den neuen, nischer Blick. Für diesen Blick gibt es kein Putztuch und kein Reinigungsspray. Verliere die Kontrolle und spiele mit dem Gedanken das andersartige Erleben zuzulassen.
Versuche zu entkrampfen und der erste Schritt ist mein heutiger Abschied. Fühle mich nach dem Schreiben des Wortes Abschied schon befreiter und der Gedanke heute ohne Kamera in den Nachmittag zu ziehen läßt mich tiefer atmen.