I GRAZ

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I 08 Schattenzeiten

Sitzen in der Sonne und reden über Schatten. Schattenseiten der Stadt. Schauen uns um und sehen Menschen, die nicht ein Mittagsmenü im Don Camillo genießen können. Die auf dem Boden sitzen, Menschen anflehen um ein paar Euro. Doch der Weg dieser Menschen führt am Boden vorbei und richtet sich gen Himmel, wo neue Sonnenbrillen den Grazer Himmel wiederspiegeln. Der Boden, ob besonnt oder beschattet, er scheint immer im Dunkeln zu harren, auf ein Licht. Rundherum tummelt sich ein Leben in Bewegung. Die Bewegung rund um uns wird von Meter zu Meter immer ruhiger und löst sich, angekommen in dem Villenbezirk von Graz, vollkommen auf.

Hier herrscht eine gespenstische Ruhe. Sehen minutenlang kein Auto an uns vorbei ziehen und auch die Fassaden beäugen uns neugierig auf ihrem Dazwischen. Spazieren an Vorgärten vorbei, die in frisch gestrichenem Grün die Grenzen aufzeigen. Diese Flächen, Räume wirken wie Pufferzonen und schirmen ab. Scheinen Sperrgebiet betreten zu haben und selbst die Temperatur scheint Abschied genommen zu haben, aus Angst nicht gelesen zu werden. Doch inmitten dieser Beobachtungen muss ich lächeln, denn ich lese eine Hauswand die Zeugnis bringt von einem Agieren von Menschen und die Spuren davon regen an, zum Nachdenken, zum Diskutieren, oder eben einfach „nur“ zum Lächeln.

I 08 Schattenzeiten

In der Sonne Schatten finden. Schattenseiten, Schattenzeiten. An Ecken, in Strassen, angelehnt an Absperungspfosten, an Hauswänden, die stolz die Sonne reflektieren. Schatten trägt diese Stadt mit sich, Jahr um Tag. Diese Schatten werden sichtbarer, mit jedem Sonnentag mehr.

In dem Vorbeigehen, Nicht-Sehen, Wegschauen. In dem bewussten die Sonne geniessen Wollen, sich an Freiräumen Freuen, Schönheit zeigen und gezeigt bekommen Wollen. Menschen sitzen – auf verschiedenen Höhen in den Freiräumen. Das trennt sie, unterscheidet sie, macht sie zu etwas Unberührbarem, gegenseitig, nicht gegeneinander.

Etwas weiter vom Zentrum, im Norden finden wir andere Schattenseiten. Weite Strassen, reiche Häuserfronten, trennende Zäune. Keine Menschen, die mit Nachbarn Gespräche führen, niemand, der die Flecken Wiese nutzt vor den Eingängen, sie scheinen nur Repräsentationszweck zu sein. Ich frage mich für wen.

Eine Frau mit Kopftuch. Ein schönes Bild, bunt. Bunt in Strassen, die trotz Sonne und Farben farblos sind. Steinern. Unbeweglich. Der kurze Weg der Frau lässt mehr Strahlen in dieses Viertel, als es die Weite der Strasse vermag.

Stoppen vor hölzernen Barrieren. Passieren einserne Zäune. Betreten Erinnerungsräume. Finden Bilder, Namen, schwarze Linien. Lang vorrüber, immer präsent. Erinnern uns selbst an eine andere Stadt, andere Menschen, andere Tode. Ich bin berührt, und muss lächeln gleichzeitg. Über Erinnerungen und Schatten.