I day 03

I Am dritten Tage auferstanden

Es ist noch immer, schon wieder, weiss wohin das Auge reicht. Unter den Füssen wird es weich, der Atem wird unsichtbar. Der Norden rückt immer näher an den Süden. Machen uns auf. Entdecken eine Bäckerei mit einer 60cm breiten Eingangstüre - deklarieren diese als personal controller für eine etwaige Gewichtszunahme, die das Reisen nunmal so mitsichbringt. Sind heute wieder verstärkt geschäftlich unterwegs und da darf ein CopyShop nicht fehlen. Geheizt wird ohne Grenzen, ächtzen unter trockener Luft. Im strahlenden Weiss der Stadt jagt eine Pelzhaube die nächste. Überwacht werden sie alle - Kameras wohin das Auge reicht. Kleine Häuser - kleine Kameras. Grosse Häuser - grosse Kameras. Wahrscheinlich direkt proportional zu dem was es zu holen gibt. Wir staunen. Auch so manche, vorwiegend schwarze, Autos ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich - bis jetzt schwingen allerdings ausschliesslich spekulative Wellen in unseren Gesprächen. Weiter auf engen Gehwegen und plötzlich öffnet sich der Stadtraum - weite Plätze; Aug in Aug mit Unmengen an Himmel. Das Weiss des Schnees, die Farben der Fassaden und ein Licht des Nordens taucht die Stadt in Farben irrealer Welten. Platz. Luft. Freiheit spürt man hier. Eine Weite, die Raum für jede Bewegung lässt. Betrachten einzelne Felder, die durchwoben sind mit Spuren. Was passiert mit ihnen wenn es wärmer wird? Wie leben die Menschen dieser Stadt das Draussen? Wie privat kann diese Öffentlichkeit werden?

I Kein Kitsch

Das Licht in dieser Stadt ist anders. Es zieht über weite, großzügige Plätze, malt Schneehügel mit Konturen aus. Es zeichnet die niederen Häuser in beinahe Pastellhaften Farben nach. Es leuchtet in ungesehener Helligkeit den Nachmittagshimmel aus. Es begleitet die Männer, die heute zuhauf mit Blumen in den Händen durch die Stadt eilen. Valentin. Auch hier ein Tag des Gedenkens, der Menschen, die Hand in Hand, Mund an Mund an den Ecken, mitten auf den Gehsteigen, auf den Plätzen stehen bleiben. Gedenken können sie, die Litauer, sagt Judith. Und erzählt uns von Balletttänzerinnen, die, von Militärkapellen begleitet, auf einem Platz der Stadt tanzend, keine Sekunde Kitsch aufkommen lassen. Kein Kitsch auch im Contemporary Art Center, dafür eine junge Luft, die mit anderen Städten Europas im Gleichklang atmet: Basel, Amsterdam, Berlin, Linz. Ein Becken von Menschen, die ihre Fühler weit über die Grenzen der Stadt, des Landes ausgestreckt haben, für die schnelle, spontane Aktionen in ihrer Stadt machbar und wünschenswert sind, die vorrangig in Zwei-Monats-Rhythmen planen können und wollen. Plötzlich wird mir bewusst, wie sehr sich diese Stadt bewegt. Der Trolly-Bus und die bunten, besprayten Türen atmen Vergangenheit und Zukünftiges. Auch wenn vielleicht ein bis zwei Geschoße für Straßenfluchten fehlen, machen 500.000 Menschen und ihre Bewegung in den Geschichten die Stadt groß.