I day 07

Sonntäglich ruhig dieser Tag. Leergefegt die ersten Strassenzüge. Doch schon bald begegnet uns recht reges Treiben. Bunt gemischt gibt man sich dem Flanieren hin. Vor Kirchen bilden sich Gruppen. Eine Kanne zwinkert uns zu. Wir kaufen Tee, mit Pfeffer und Ingwer, und versprechen uns von ihm wärmende Wirkung. Diese geöffneten Türen bilden keine Ausnahmen. Bald sehen wir dass die Barriere Schaufenster hier am Sonntag überwindbar wird. Kehren uns trotzdem, förmlich unbeirrt, dem heutigen Ziele zu und suchen, mit Hilfe unseres Merian, das Museum, das uns von dem Gold des Nordens erzählen wird. Bernstein. Baumharze mit eingeschlossenen "Insekten nach Bernstein Art". Unser Blick wird vergrößert, unsere Augen scharf gestellt. Entdecken auch einen Beitrag aus Österreich. Erfahren, dass nordisches Gold auch in den Farben weiß, grün oder blau schimmern kann. Höchst informiert betrachten wir nach dem Museumsbesuch auch noch das dazugehörige Schmuckgeschäft, um uns von der Schönheit dieser Steine, im verarbeiteten Zustand, zu überzeugen. Belassen es bei unserem Reichtum an Informationen und steuern den nächsten Infopool in dieser Stadt an. Das Architekturmuseum. Wir finden keine schicke Ankünde aus Nirosta und kein sandgestrahltes Glas. Die ausgestellte Architektur wird nicht angekündigt. Doch unsere Erinnerung an Gesagtes, die Überprüfung dessen in unserem schlauen Buch, lässt unsere Blicke auf die Holzportale einer Kirche richten. Auch die Hausnummer nickt uns zustimmend zu. Doch verwehrt bleibt uns heute dieses Erlebnis, verschlossen bleibt das Tor. Werden wiederkommen und die Messe der Architektur feiern, sie weihen und für sie beten. Auch andere Kirchen wurden und werden zum Teil immer noch "artfremd" genutzt. Autowerkstätten, Lese- und Konzerträumlichkeiten oder Gefängniszellen, die, gestapelt die Höhe des Raumes nutzen. Durch die Einkaufsmeile Richtung Genocido Auku Muziejus, dem Vilniuser KGB Museum. Das Gebäude war unter den Deutschen Gestapohauptquartier. Schleichen um diesen massiven Bauköper und entdecken Namen in Aughöhe. Namen und Jahreszahlen. Hier gedenkt man den Menschen. Ein Name und ein "von bis", ein Leben, inmitten unseres sonntäglichen Stadtbummels. Die Trauer innerhalb der geschlossenen Friedhofsmauern wird in die Stadt getragen, auf den Gehsteig und in unsere Gedanken. Umrunden die Geschichten und stehen wieder vor verschlossenen Türen. Verlassen die versperrten Türen dieser Strassen und folgen dem Orange der Sonne. Nach oben, immer weiter nach oben zieht es uns und wir landen zwischen Säulen eines mächtigen Gebäudes. Vor uns erstreckt sich eine Bahn aus Schnee. Kuppe um Kuppe um Kuppe. Mutige und weniger Mutige suchen ihren Weg nach unten. Hilfswerkzeuge sind Karton, Plastiksackerln oder durchaus dafür vorgesehene Kunststoffteile. Streunen auch um dieses Gebäude und entdecken die Anschrift eines Anwalts, den Kellerabgang zu einer Bar und lauschen einer lokalen Band. Das Innere scheint vielfach belegt zu sein. Vergessen? Freigegeben? Umgenutzt? Ausgenutzt? Wir werden wiederkommen, die drei Musen haben uns geküsst. Auffrischung jederzeit möglich, in der Gedimino pr. 4.